Porcupine Tree
Porcupine Tree besteht bereits seit 1987. Steven Wilson - bis heute Kopf der Band - begann damals solo einige Tapes aufzunehmen, die er unter dem etwas obskuren Namen "Stachelschweinbaum" (Porcupine Tree) veröffentlichte. Er erfand eine Geschichte dazu und behauptete, es handle sich dabei um verlorengegangene Aufnahmen einer legendären Band. Es dauerte nicht lange und das Tape fiel einigen einflussreichen Menschen im Musikbusiness in die Hände und Porcupine Tree bekam tatsächlich einen Plattenvertrag. Was zunächst eher als Hobby begonnen hatte, wurde durch den sich bald einstellenden Erfolg zu Wilson's "Beruf".
Nach und nach sammelte er Musiker um sich und so tritt er heute mit voller Bandstärke an. Dem aktuellen Line-Up gehören neben Richard Barbieri (Keyboard) auch Colin Edwin (Bass) und Gavin Harrison (Schlagzeug) an. Mit der Besetzung änderte sich im Laufe der Jahre auch der Musikstil. Die Stücke aus der Anfangszeit sind am ehesten mit dem Begriff Psychedelic Rock zu beschreiben, der Anteil an elektronischen Einflüssen war damals noch deutlich stärker als heute (siehe 'Metanoia'), das Verhältnis von Rock und elektronischen Samples fast ausgeglichen. Und auch wenn Wilson das ungern hört - Vergleiche mit Pink Floyd waren durchaus angebracht. Zwischenzeitlich wagte die Band Ausflüge in die Welt des Britpop ('Stupid Dream'), heute macht sie (härteren) Progressive Rock; nach und nach wurden die elektronischen Drums durch "echte" abgelöst und die Musik insgesamt deutlich "härter". Das Soundspektrum reicht von Ambient und Trip-Hop bis hin zu Deathmetal. Diese Kategorisierung steht allerdings etwas im Widerspruch zu Wilson's Ideal: er möchte seine eigene Musik kreieren, die nicht klingt wie die irgendeiner anderen Band, die gerade angesagt ist. Sein Ziel ist es, etwas ganz eigenes schaffen, und er wird nicht müde, das in Interviews zu betonen.
Gut nachvollziehen lässt sich Porcupine Trees Entwicklung in der Anfangsphase anhand des 2002 erschienenen Best-Of-Albums 'Stars Die - The Delerium Years | 1991-1997'. Überhaupt wandeln sich Porcupine Tree von Album zu Album und muten ihren Fans damit wesentlich häufiger als andere Bands eine soundtechnische Umgewöhnung zu. Das 2003 veröffentlichte Werk 'in absentia', ebenso wie auch das 2005 erschienene 'Deadwing', präsentierte die Band in einem bis dato nicht gekannten harten Gewand, das man auch dem Alternative Rock zurechnen könnte. Der Lohn für diesen Mut zur ständigen Innovation waren die bis heute besten Verkaufszahlen eines Porcupine Tree-Albums. Dennoch: auch heute bedienen Wilson und Co. kaum den Massenmarkt, sondern bleiben ihrem Weg des stetigen Wandels treu. Der Song 'The Sound Of Muzak' kritisiert sogar die aktuelle Situation auf dem Musikmarkt: "one of the wonders of the world [music] is going down [...] [and] no-one cares enough".
Durch den Erfolg von 'in absentia' beflügelt, gründete Wilson zusammen mit dem israelischen Star Aviv Geffen das Projekt Blackfield und erprobte sich im Schreiben von 3-4 minütigen Popsongs, die völlig abseits des Progressive Rock lagen. Auch hiermit hatte Wilson Erfolg und so tourten er und Geffen 2004 und 2005 ausgiebig durch Europa und die USA. In eine ähnliche Richtung ging die aus 'Deadwing' ausgekoppelte Single 'Lazarus', die 2005 erschien und es sogar ins Radio schaffte.
Mit 'Fear Of A Blank Planet' kehrte die Band 2007 wieder etwas zu ihren Wurzeln zurück. Obwohl Porcupine Tree mit dem Album den Weg, den sie mit 'in absentia' und 'Deadwing' eingeschlagen hatten, konsequent weiter gingen waren doch deutliche Anklänge an die Zeiten von 'The Sky Moves Sideways' zu hören. Textlich handelte es sich um ein Kozeptalbum, das die Perspektivlosigkeit der heutigen Jugend zwischen Distanz zu den Eltern, medialer Überreizung, Drogen und Alkohol thematisierte. Das Werk bot folglich eine recht düstere, aber auch sehr intensive Grundstimmung. Ergänzend wurde bald darauf die EP 'Nil Recurring' veröffentlicht, die nochmals vier Titel aus den 'Fear Of A Blank Planet' Sessions bot.
 
band
Genre:
Progressive Rock (teils auch Ambient/Trip-Hop bei den alten Alben und Deathmetal-Anleihen auf den neuesten Werken)
Zeitrahmen:
1987 - heute
Bandmitglieder:
Steven Wilson (Leadvocals, Gitarre, Keyboards), Richard Barbieri (Keyboards), Colin Edwin (Bass), Gavin Harrison (Schlagzeug, ab 2003), Chris Maitland (Schlagzeug, bis 2003)
Albentipps:
in absentia, Deadwing (beide aktuell), Stars Die - The Delerium Years, The Sky Moves Sideways (Frühphase)
Foto: ©2004 Michael Hanselmann.
Text: © Michael Hanselmann, letzte Änderung: 19.02.09.